Die IWF-Politik für Rußland und die Ukraine muß verworfen werden

Es folgt die Mitschrift einer Rede von Lyndon LaRouche auf dem FDR-PAC Policy Forum am 19. Februar 1997 in Washington, D.C. Nach LaRouche sprachen drei Redner aus Rußland und der Ukraine (Dr. Tatjana Korjagina, Dr. Natalija Witrenko und Wolodymyr Martschenko), wobei er betonte, wie wichtig es sei, daß ihre Berichte über die Zerstörung ihrer Länder durch den IWF in Washington gehört werden.


Ich werde für mich selbst sprechen, und natürlich nicht für unsere Gäste. Meine Aufgabe ist es, die Vorträge, die sie halten werden, mit der Situation der Vereinigten Staaten und deren heutigen Politik in Beziehung zu setzen.

Die Politik der Vereinigten Staaten gegenüber der ehemaligen Sowjetunion und insbesondere gegenüber der Russischen Föderation, der Ukraine und anderen Ländern wurde zumindest nominell unter der Leitung von Margaret Thatcher vom British Commonwealth bzw. dem britischen Empire und ihrem Lieblingspudel George Bush – wie er in ihren Memoiren The Downing Street Years beschrieben wird – eingeführt. Diese Politik ist meiner Meinung nach strategisch gesehen klinisch verrückt, doch wurde sie von der Regierung der Vereinigten Staaten und anderen Regierungen im wesentlichen bis heute fortgesetzt.

Diese Politik und der Wahnsinn des aktuellen Plans, die NATO nach Osten zu erweitern – eine Nutzlosigkeit mit gefährlichen Folgen – müssen aufgehalten werden. Der Rahmen dafür ist die Tatsache, daß „wir jetzt am Rande eines 25- bis 30-prozentigen Absturzes auf den New Yorker Finanzmärkten in naher Zukunft stehen“, wie sich Lawrence Tisch, ein guter Bekannter von US-Notenbankchef Alan Greenspan, kürzlich ausdrückte, was von vielen anderen in den letzten Wochen auf der ganzen Welt wiederholt wurde. Das bedeutet, daß die Menschen, die Ersparnisse auf diesen Konten haben, den Großteil davon verlieren werden.

LaRouche in der Staatsduma
Lyndon LaRouche bei einem Vortrag vor der russischen Staatsduma am 6. Juni 1995. Bild: EIRNS

Wir stehen vor zwei weiteren Zusammenbrüchen, die von manchen als systemischer Zusammenbruch des Finanzsystems bezeichnet wird. Einige führende Stimmen haben gesagt, daß dies im März oder April der Fall sein könnte. Zum Beispiel kann eine Krise in Japan, die auf Europa übergreift und sich dann weltweit ausbreitet, in einer Kettenreaktion die Banksysteme der Welt zum Einsturz bringen, und das könnte dieses Jahr schon im Frühjahr oder später passieren. Und schließlich sollten wir wissen, daß wir vor einer totalen Verdampfung des Geldes und der Finanzinstitute stehen, wenn man nur lange genug wartet, bis die Derivatblase in einer Kettenreaktion implodiert, vielleicht auch schon in diesem Jahr.

In diesem Zusammenhang üben sich die Leute, die die gegenwärtige Politik verteidigen oder versuchen, sie umzudeuten oder anzupassen, in Wahnsinn. Sie spielen mit Nitroglyzerin an einem heißen Sommerabend. Die Frage ist: Wie können wir von der verrückten Politik, die wir gegenwärtig betreiben, wegkommen, um den sicheren Boden einer neuen, vernünftigen Politik zu erreichen?

Ich denke, es gibt drei unabhängige Zweige, drei Säulen einer Politik, die verhindern wird, daß die Zivilisation auf dem ganzen Planeten in ein dunkles Zeitalter stürzt, das in vielerlei Hinsicht mit dem in Europa Mitte des 14. Jahrhunderts vergleichbar ist.

Die drei Säulen sind: Erstens, der Präsident der Vereinigten Staaten muß dazu gebracht werden, eine Dringlichkeitssitzung einer Reihe einflußreicher Mächte und anderer Nationen einzuberufen, die man als eine neue Bretton-Woods-Konferenz bezeichnen könnte, in der die bestehenden Währungs-, Finanz-, Handels- und Zollvereinbarungen der Welt offiziell und durchgreifend aufgehoben würden. Gleichzeitig würde ein neues Regelwerk für Währungsdisziplin, Finanzinstitutionen, Zölle und Handel verabschiedet, das sich weitgehend auf die erfolgreiche Phase der Bretton-Woods-Abkommen von 1946 bis 1966 stützt, mit dem Zusatz, daß die bankrotten Zentralbanksysteme durch Nationalbanksysteme ersetzt werden, die produktive Kredite sowohl für staatliche Investitionen als auch für den privaten Sektor und den internationalen Handel generieren.

Darüber hinaus brauchen wir, ganz im Sinne unseres verehrten Präsidenten Franklin Delano Roosevelt Initiativen der Regierung der Vereinigten Staaten in Zusammenarbeit mit anderen Regierungen zur Einleitung von Wiederaufbauprogrammen, wie Roosevelt es zum Beispiel in seiner ersten Antrittsrede im März 1933 zum Ausdruck brachte. Wir können die Welt nicht in der Katastrophe belassen und darauf warten, daß die unsichtbare Hand unseren gesamten Reichtum stiehlt.

Wir müssen die Initiative ergreifen. Die Initiative ist bereits vorhanden. Sie besteht in Form von Vorschlägen für ein kontinentales eurasisches Netzwerk von Entwicklungskorridoren, die die Atlantikküste mit dem Pazifik und dem Indischen Ozean verbinden – ein Plan, der ursprünglich in den späten 1860er Jahren in den Vereinigten Staaten von dem führenden Wirtschaftswissenschaftler Henry C. Carey vorgelegt wurde. Dieser Vorschlag für den eurasischen Kontinent basierte auf den Erfahrungen, die die Vereinigten Staaten mit ihrem kontinentalen Eisenbahnsystem gemacht hatten – die Einrichtung von Entwicklungskorridoren quer über den Kontinent der Vereinigten Staaten vom Atlantik bis zum Pazifik, wobei die Schienen als Rückgrat für die allgemeine Erschließung dieser Gebiete dienten.

Careys Vorschlag wurde in Europa durch die Freunde der Vereinigten Staaten aufgegriffen, wie zum Beispiel durch Leute wie Emil Rathenau, Georg Siemens und anderen in Deutschland. Dies war die Politik von Dmitri Mendelejew, dem großen russischen Wissenschaftler, Eisenbahnbauer und Industrieunternehmer. Dies war die Politik des Grafen Sergej Witte. Und diese verschiedenen Vorschläge versuchten die Briten im Ersten Weltkrieg zu Fall zu bringen.

Diese Politik wurde später wieder aufgegriffen und erlebt jetzt eine Wiederbelebung durch das sehr starke Engagement Chinas.

Das bedeutet für mich, daß das strategische Interesse der Vereinigten Staaten in einer engen Zusammenarbeit mit denjenigen Nationalstaaten in Eurasien liegt, die gegenwärtig oder in naher Zukunft bereit sind, umfassende Vereinbarungen über wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auf der Grundlage der Landbrücken-Politik zu treffen, die wir in einem Bericht zu diesem Thema ausführlich behandelt und beschrieben haben.

Das bedeutet keineswegs, daß Afrika ausgeklammert werden soll, wie der Landbrücken-Bericht zeigt. Er enthält die Entwicklungsprojekte, die wir für die Entwicklung Afrikas ausgearbeitet haben.

Das Werkzeugmaschinen-Prinzip

Ein dritter Punkt ist heute von besonderer Bedeutung, denn die Menschen haben vergessen, daß es insbesondere in diesem Jahrhundert, dem 20. Jahrhundert, in keiner agroindustriellen Wirtschaft des fortgeschrittenen Sektors eine nennenswerte Entwicklung gegeben hat – außer durch den Einfluß des militärisch ausgerichteten strategischen Werkzeugmaschinensektors auf die Wirtschaft als Ganzes.

Aus diesem Grund haben sich die Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert niemals eines wirklichen Wohlstands erfreut, außer in einem Wettrüsten. Nicht, weil die Produktion von Waffen Wohlstand erzeugt; das tut sie nicht. Sondern weil die Produktion des Werkzeugmaschinensektors, der für die technologische Parität und Überlegenheit in der Waffenkonstruktion erforderlich ist, zu einer Umgestaltung des gesamten strategischen Werkzeugmaschinensektors führt, der als Motor der gesamten Wirtschaft dient.

Am dramatischsten zeigt sich dies im Fall der ehemaligen Sowjetunion, wo der einzige Sektor, der außerordentlich erfolgreich war, weil er zu strategischen Zwecken auf technologische Parität mit den Streitkräften der NATO gebracht wurde, der sowjetische militärisch-industrielle Sektor war.

Jelzin, Putin, BIP von Russland
Erst als Wladimir Putin im Mai 2000 als neuer russischer Präsident vereidigt wurde und die verheerende Privatisierungspolitik Jelzins stoppte, begann sich die russische Wirtschaft langsam zu erholen (rechts die Entwicklung des russischen Bruttoinlandsprodukts in Mrd. USD). Grafik rechts: Wikipedia

In China gibt es einige Elemente eines strategischen Werkzeugmaschinensektors. Weniger entwickelt, aber potentiell vorhanden ist er in Indien, das zu den Ländern gehört, die kürzlich ihren Wunsch bekundet haben, mit China bei der Entwicklung des Landbrücken-Programms zusammenzuarbeiten.

Japan verfügt über bedeutende strategische Werkzeugmaschinenkapazitäten. Diese werden jedoch abgebaut, aufgrund der verrückten Politik, die die Vereinigten Staaten Japan Mitte der 80er Jahre auferlegt haben. In Korea sind sie in viel geringerem Maße vorhanden. Es gibt dort zwar eine bedeutende Werkzeugmaschinenkapazität, aber die südkoreanische Wirtschaft weist einen gewissen Fehler auf, so daß sie nicht mit Japan mithalten kann. Auch Taiwan verfügt über einen bedeutenden Werkzeugmaschinensektor.

Im Rest der Welt gibt es kaum einen nennenswerten Werkzeugmaschinensektor.

Wenn wir also einen allgemeinen Wirtschaftsaufschwung einleiten wollen, bedeutet das, daß wir den Werkzeugmaschinensektor in Kombination mit der Entwicklung der Infrastruktur als Motor für einen physischen Wirtschaftsaufschwung auf diesem Planeten nutzen müssen.

In Rußland und der Ukraine gibt es ein riesiges Heer von unterbeschäftigten und arbeitslosen Facharbeitern, die früher im militärischen Werkzeugmaschinensektor tätig waren, der dem amerikanischen strategischen Werkzeugmaschinensektor ähnelte. Er wies Merkmale auf, die denen des mittelständischen strategischen Werkzeugmaschinensektors in Deutschland entsprachen.

Wenn wir also die großen Bevölkerungsgruppen der Welt, China, Südasien usw., in ein erfolgreiches Wachstum einbinden wollen, müssen wir sie mit einem Werkzeugmaschinensektor als Antriebsmotor ausstatten, den sie bisher nicht entwickelt haben. Unter diesem Gesichtspunkt ist es dringend erforderlich, die heute nicht mehr vorhandenen ehemaligen Werkzeugmaschinensektor-Kapazitäten der Sowjetunion wieder zu mobilisieren, um die Wirtschaft der Länder der ehemaligen Sowjetunion wieder aufzubauen, damit sie als Partner an der Entwicklung insbesondere des eurasischen Kontinents im Rahmen der Eurasischen Landbrücke teilnehmen können.

Das grundlegende strategische Interesse der USA

Meiner Ansicht nach ist eine solche Politik im grundlegenden strategischen Interesse der Vereinigten Staaten. Wenn wir unter strategischem Interesse die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Bevölkerung verstehen, ist diese Politik notwendig. Wenn wir eine Welt haben wollen, in der die Vereinigten Staaten und ihre Bevölkerung sicher leben, können wir die Lebensbedingungen und die politischen Folgen dieser Lebensbedingungen in dem Teil der Welt, in dem sich die größte Konzentration der Weltbevölkerung befindet, nämlich in Eurasien, nicht ignorieren.

Wir können auch nicht den großen moralischen Schandfleck auf unserem Gewissen ignorieren, den die Politik des Völkermords durch das britische Empire, auch bekannt als Commonwealth, an der Bevölkerung der afrikanischen Sub-Sahara-Region darstellt, denn dieser geschieht mit der Zustimmung oder erheblichen Duldung der Vereinigten Staaten, zum Teil weil Leute wie George Bush und seine Freunde große Investitionen im Gebiet des Viktoria-Sees und des Rift-Gebiets in Afrika haben. Wir machen mit den Briten gemeinsame Sache, um unsere Investoren in Afrika zu schützen, die dort den wirtschaftlichen Ertrag des Völkermords an den Bewohnern Zentralafrikas einfahren wollen.

Im allgemeinen besteht das strategische Interesse der Vereinigten Staaten darin, wie Präsident Abraham Lincoln mir sicher zustimmen würde, wenn er hier stünde, mit den Nationen Eurasiens zusammenzuarbeiten, um einen zerrütteten Planeten wiederaufzubauen. In ganz Eurasien hat das russische Außenministerium, vertreten durch Jewgeni Primakow, seine Solidarität mit dieser Perspektive der Zusammenarbeit zum Ausdruck gebracht. Deutschland und Frankreich haben vor kurzem in einer Art Vereinbarung, die von den Franzosen als anti-britischer Schachzug in der Afrikapolitik eingefädelt wurde, ihr Interesse an einer solchen Zusammenarbeit mit China, Iran und anderen Ländern bekundet. Unser grundlegendes Interesse besteht darin, die Illusion einer von der NATO vorgespiegelten Sicherheit zu beseitigen und die Grundlage für ein neues Sicherheitskonzept für die Vereinigten Staaten zu entwickeln, das auf der Sicherheit unserer Nation, ihrer Wirtschaft, unserer Bevölkerung und der Welt, in der wir leben, beruht.

Die Redner heute werden zwar nicht auf alle diese von mir genannten Punkte eingehen, doch ich habe die Situation so beschrieben, wie ich die Geschehnisse sehe. Sie sind hervorragende Vertreter ihrer Länder, was ihre Kompetenz als Parlamentarier und als Fachleute angeht. Ich denke, sie werden dem amerikanischen Publikum aus erster Hand einen Einblick in die Auswirkungen der wahnsinnigen Politik gegeben, die der Westen diesem Teil der Welt weiterhin aufzwingt. Wir müssen erkennen, daß die Fortsetzung der IWF-Politik gegenüber diesen und anderen Ländern ein Akt selbstmörderischen und kriminellen Wahnsinns ist. Diese Politik muß aufhören; es gibt keine Entschuldigung dafür, sich den Stimmen zu beugen, die auf der Mantra von „Reform und Demokratie“ bestehen, wenn der Inhalt dieser Politik, entgegen ihres falschen Etiketts, die Hölle selbst ist.

Ich möchte noch auf zwei Dinge aufmerksam machen. In den letzten Wochen des Jahres 1996 sind von den russischen Institutionen zwei Dokumente herausgegeben worden. Das eine sind die Vorträge auf einem Seminar unter Leitung von Akademiemitglied Osipow, an dem ich und auch eine unserer Sprecherinnen teilgenommen haben, und zwar im vergangenen Frühjahr. Diese Veröffentlichung ist sehr wichtig, um das geistige Umfeld in einigen Kreisen Rußlands zu dokumentieren.

Das zweite ist ein Ende 1996 veröffentlichter Bericht von Dmitri Lwow, dem stellvertretenden Direktor des führenden ökonometrischen Instituts Rußlands, dem Zentralinstitut für mathematische Ökonomie. Jeder, der sich um diesen Teil der Welt sorgt, sollte diesen Bericht studieren, denn er enthält einen völlig alternativen Ansatz, in den die beiden heutigen Redner zusätzliche Einblicke geben werden. Jeder amerikanische Politikgestalter sollte dies lesen und verstehen.

Wir sollten uns zusammentun, um dem Wahnsinn ein schnelles Ende zu bereiten, denn die Politik von Thatcher und Bush, wenn sie fortgesetzt wird, kann nicht nur den Untergang der Ukraine und Rußlands, sondern unserer eigenen Nation bedeuten.


Dr. Taras W. Muraniwskij

Dr. Taras Muraniwskij
Dr. Taras Muraniwskij | Bild: EIRNS

Lieber Lyn!

An den Jubiläen herausragender Wissenschaftler versucht man gewöhnlich nicht nur einen allgemeinen Überblick über die Leistungen des Geehrten zu geben, sondern ein ganzheitliches Bild von ihm als Person zu vermitteln – d. h. die besonderen Merkmale seines Charakters und die Art und Weise, wie er kreativ ist.

Einige Wissenschaftler sind berühmt für ihr umfangreiches Wissen und die Fähigkeit, aus einer Vielzahl von Fakten und Ereignissen Verallgemeinerungen zu ziehen; andere für ihre ausgeklügelten und präzisen Experimente; eine dritte Gruppe für ihren Scharfsinn und ihre unerwarteten Ideen; eine vierte für gründliche Forschungen und die Fähigkeit, verborgene Gesetzmäßigkeiten in Naturphänomenen aufzudecken; eine fünfte für die Fähigkeit, pseudowissenschaftliche Theorien und Betrug in der Wissenschaft zu entlarven; eine sechste für hervorragende organisatorische Qualitäten, die Fähigkeit, produktive kreative Kollektive zu bilden; eine siebte Gruppe für ihre vielseitigen wissenschaftlichen Interessen und die Fähigkeit, Ideen und Fakten aus verschiedenen Wissensgebieten zusammenzubringen.

Welche dieser Eigenschaften kennzeichnet Dich, Lyn, den wir heute ehren? Ich werde nicht falsch liegen, wenn ich sage: alle auf einmal und und einige mehr. In Deinem wissenschaftlichen Schaffen sehe ich gleichzeitig außerordentliche Gelehrsamkeit, Präzision der Analyse, Schärfe des Denkens, Intoleranz gegenüber Falschheit, ein hohes Maß an wissenschaftlicher Ehrlichkeit, die Fähigkeit, originelle Ideen und unerwartete Urteile und und Schlußfolgerungen hervorzubringen. Wie kein anderer vor Dir bist Du in der Lage, die Harmonie und das Zusammenspiel von strenger Wissenschaft und klassischen Kunstformen aufzudecken und die Methoden der wissenschaftlichen Entdeckung mit der Pädagogik für junge Menschen zu verbinden. Dazu kommt Dein großer menschlicher Wagemut, Deine Willensstärke und das Vertrauen in Deine Geisteskräfte sowie die Fähigkeit, sich über die Gefahren und harten Zeiten hinwegzusetzen, mit denen Deine Gegner und Feinde Dich so „großzügig“ zu überziehen versuchen. Wie viel haben Dich diese unverdienten fünf Jahre hinter Gefängnismauern an Nervenkraft und Gesundheit gekostet?

Heute erinnere ich mich mit widersprüchlichen Gefühlen an meine Begegnung mit dir, lieber Lyn, im Besuchsraum des Gefängnisses von Rochester, Minnesota, am 10. Mai 1993. Davor hatte ich den großen Wunsch, einen Wissenschaftler zu treffen, dessen Ideen mich durch ihre Originalität und Tiefe beeindruckt hatten, und ihm viele Fragen zu stellen. Aber mein Herz fühlte Bitterkeit, Verwirrung, und offenes Bedauern darüber, daß ich einen so bedeutenden Wissenschaftler und Denker wie Dich in den Mauern eines Gefängnisses treffen müßte, wo Du aus politischen Gründen inhaftiert warst. Nach unserem Treffen erlebte ich jedoch schöpferische und intellektuelle Befriedigung durch unser vielseitiges, äußerst produktives Gespräch, das fast sieben Stunden dauerte, aber wie im Fluge verging…

Ich freue mich, daß ich Dir als eine Art Geschenk zu Deinem Geburtstag gemeinsam mit Kollegen aus den Vereinigten Staaten, Deutschland und der Ukraine eine neue russische Übersetzung Deiner Schriften überreichen kann, die als Buch unter dem Titel Physikalische Ökonomie erschienen sind, das ich und andere Professoren als Lehrbuch für eine Reihe von Universitäten in Moskau, Rußland, Ukraine und anderswo empfohlen habe.

Der deutsche Dichter Goethe hat einmal gesagt: „Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muß.“ Das Bild des großen Dichters trifft voll und ganz auf Dich zu, lieber Lyn. Du hast mit deiner täglichen, beharrlichen und aufrichtigen Arbeit viel getan, um das Denken und die Ansichten unserer Zeitgenossen zu verändern. Dein unerschöpflicher Enthusiasmus setzt sich „mit dem Wort entzünden“ („glagolom zhech“ – Puschkin) in den Herzen vieler Menschen auf der Erde in ihrem Kampf für Freiheit und soziale Gerechtigkeit fort. Bis heute sind bei weitem noch nicht alle Deine Ideen aufgegriffen und wertgeschätzt worden, wie sie es verdient hätten. Ich bin überzeugt, daß vieles von dem, was Du heute gesagt und getan hast, zur Zukunft der Wissenschaft gehört.

Ich gratuliere dir von ganzem Herzen, lieber Lyn, zu Deinem Geburtstag! Ich wünsche Dir gute Gesundheit, einen unerschöpflichen Sinn für Humor und immer weitere kreative Erfolge!

Taras W. Muraniwskij

Professor, Doktor der philosophischen Wissenschaften Moskau

Aus der Festschrift 1997 zu LaRouches 75. Geburtstag


Dr. Natalija Witrenko und Wladimir Martschenko

Natalija Witrenko
Natalija Witrenko | Bild: Schiller-Institut

Lieber Lyndon LaRouche!

Wir freuen uns sehr über die Gelegenheit, Ihnen zu diesem besonderen Datum in Ihrem Leben – Ihrem 75. Geburtstag – zu gratulieren.

Wir danken dem Schicksal, das es uns ermöglicht hat, Sie zu treffen und mit Ihnen über den Verlauf und die Entwicklung der Prozesse in der Welt zu diskutieren und Ihre wissenschaftliche Vision der sich vertiefenden Katastrophe für die Weltzivilisation bei fortgesetzter Umsetzung der IWF-Politik zu hören.

Ihr Beitrag zur Schatzkammer des menschlichen Denkens besteht in erster Linie darin, daß Sie der Rolle der physikalischen Ökonomie in der Entwicklung der Gesellschaft eine grundlegende Bedeutung beigemessen haben. Auf dieser Basis beruht Ihr Vorschlag, wie im Namen des Fortschritts für jeden einzelnen Menschen und der Gesellschaft als ganzer eine Lösung für das Problem der Zusammenarbeit zwischen Nationen und und Völkern aussehen könnte. Ihre Vorschläge sind nicht nur von wissenschaftlichem Wert, sondern sie enthalten auch praktische Empfehlungen für die Schaffung der Landbrücke, deren Umsetzung außerordentlich wichtig ist, um die weltweite Krise zuüberwinden.

Wir möchten unserer Freude Ausdruck verleihen und sind beeindruckt von Ihrer Standhaftigkeit und Integrität, mit der Sie zu Ihren Überzeugungen stehen, trotz der schärfsten Gegenmaßnahmen seitens der Mächtigen hinter der Finanzspekulation. Ihr rechtmäßiger Lohn für diesen wissenschaftlichen und politischen Kampf sind nicht nur die zunehmende internationale Anerkennung, sondern auch die Liebe, das Verständnis und die Unterstützung Ihrer wunderbaren und schönen Ehefrau – Helga.

Wir gratulieren Ihnen von ganzem Herzen zu diesem Jubiläum und wünschen Ihnen Gesundheit, Glück und den Sieg in Ihrem Kampf.

Natalja Witrenko u. Wladimir Martschenko

Ehem. Mitglieder des ukranischen Parlaments; Vorsitzende der Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine

Aus der Festschrift 1997 zu LaRouches 75. Geburtstag


Dr. Jozef Mikloško

Dr. Jozef Mikloško und Lyndon LaRouche
Dr. Jozef Mikloško begrüßt Lyndon LaRouche auf einer Konferenz des Schiller-Instituts am 2. September 1994 in Virginia, USA. Bild: EIRNS

Lieber Lyn,

die Welt vermißt Dich sehr. Am 15. Februar 2019 war ich sehr traurig. Heute wärst Du 100 Jahre alt geworden, es ist schade, daß Du nicht mehr unter uns bist. Doch die Erinnerung an Dich wird für immer in meinem Herzen bleiben und in den Herzen der Menschen, die Dich und Deine Ideen kannten. In meinem Leben habe ich noch nie einen so souveränen, aber bescheidenen, ernsten, aber auch fröhlichen Menschen getroffen, der auf jede Frage eine Antwort wußte.

Ich lernte Deinen „Fall“ 1990 kennen, als ich nach der samtenen Revolution in der Tschechoslowakei zwei Jahre lang als Vizepremier in der postkommunistischen Bundesregierung tätig war. Es war eine Tragödie, daß Du zum Zeitpunkt des Falls der Berliner Mauer unschuldig im Gefängnis saßest. Ich hatte noch nie einen so gebildeten und kreativen Menschen kennengelernt – einen Politiker, Ökonomen, Mathematiker und Musiker mit einem großen Wissen über Geschichte. Du hast christlich-moralische Grundsätze in Politik und Wirtschaft eingeführt. Du warst ein Kämpfer für moralische Grundsätze und die Rettung der christlichen Zivilisation. Ich war immer wieder erstaunt über Dein Wissen über Mozart und Beethoven, über Supercomputer, Religion und Lebensschutz und die Situation in Osteuropa, Rußland und China. Du warst ein harter Kämpfer, aber voller Humor und Einfühlsamkeit, wenn Du über Liebe, Agape und Gott gesprochen hast. Du warst ein Generator von neuen Ideen und Gedanken, die Alternativen für die Welt waren und sind.

Dein Programm war: die Notwendigkeit zu produzieren, nicht zu spekulieren; moralische Prinzipien müssen in Politik und Wirtschaft etabliert werden. Du hast Krisen vorausgesagt, insbesondere aufgrund der zerstörerischen Auswirkungen der Derivatspekulation und des Druckens von Geld ohne Deckung.

Ich habe die USA sechsmal besucht, um Deine Schiller-Bewegung zu unterstützen. Ich habe mich im Kongreß, im Senat, an Universitäten und auf Konferenzen für Dich eingesetzt.

Deine Verurteilung zu 15 Jahren Gefängnis und einige längere Haftstrafen für fünf Deiner Mitarbeiter zu insgesamt 209 Jahren in den späten 1980er bis frühen 1990er Jahren wiesen so viele Unregelmäßigkeiten auf, daß die breite internationale Gemeinschaft, darunter auch ich, mehrfach dagegen protestiert hat. Ich habe auch amerikanische Hochsicherheitsgefängnisse besucht, in denen Du und Deine Mitarbeiter inhaftiert waren. Ich bin stolz darauf, daß auch ich dazu beigetragen habe, daß Du 1994 auf Bewährung freigelassen wurdest und später die gesamten „Virginia Five“.

Dr. Jozef Mikloško

Ehem. Vizepremier der Tschechoslowakei; Botschafter der Slowakei in Italien (2000–2005)

Aus der Festschrift 2022 zu LaRouches 100. Geburtstag


Sergej Glasjew

LaRouches und Glasjew
Sergej Glasjew, Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche auf einer Pressekonferenz in der russischen Duma im Juni 2001. Bild: EIRNS

In diesem Jahr feiern fortschrittliche Menschen auf der ganzen Welt den 100. Jahrestag der Geburt des brillanten Denkers und – ich würde nicht zögern zu sagen – Propheten unserer Zeit, Lyndon LaRouche. Leider können wir uns nicht mehr mit ihm unterhalten, und es ist schade, daß er den Tag nicht mehr erlebt hat, an dem seine Warnungen vor dem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems in Erfüllung gingen.

Schon vor 30 Jahren, vielleicht sogar noch früher, machte Lyndon LaRouche darauf aufmerksam, daß das Aufblähen von Finanzblasen, von Derivatblasen, und die Schaffung von Finanzpyramidensystemen unweigerlich zum Zusammenbruch des Weltfinanzsystems führen würden. Und er schlug vor, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Zusammenbruch abzuwenden.

Hätten die Staats- und Regierungschefs der Welt auf die Stimme von Lyndon LaRouche gehört, hätten wir vielleicht die sozialen Verwerfungen vermeiden können, mit denen wir heute infolge des Zusammenbruchs des Weltfinanz- und Wirtschaftssystems konfrontiert sind, das auf der unbegrenzten Emission von Dollars und anderer westlicher Reservewährungen beruht.

Diese Finanzblasen werden nicht kleiner. Wir haben gesehen, daß Versuche, sie zu beheben, in der Aufblähung neuer Blasen enden. Selbst der Crash von 2008, bei dem zig Billionen Dollar an Ersparnissen der Menschen, einschließlich der Rentenfonds, vernichtet wurden, hat nicht verhindert, daß sich die Finanzblasen durch die unbegrenzte Emission von Weltreservewährungen mit Hilfe der sogenannten quantitativen Lockerung erneut aufblähen.

Lyndon LaRouche schlug einen gegenseitigen Schuldenerlaß unter Beachtung des Prinzips von Fairneß und Effektivität vor.

Was wir jetzt sehen, ist, daß sich die Emittenten von Weltreservewährungen einfach weigern, ihrer Verantwortung nachzukommen. Es war vorhersehbar, daß, wenn die Länder, die den Weg des Aufpumpens von Finanzblasen eingeschlagen und ihr Monopol auf das Emissionsrecht einer Weltwährung mißbraucht haben, in eine Situation geraten, in der das Ausmaß dieser Finanzpyramiden die Fähigkeit des Landes, sie zu bedienen, bei weitem übersteigt, unweigerlich die Frage auftauchen würde, wie man diese Schulden verwerfen kann. Einfach vor der ganzen Welt den Bankrott erklären oder einen anderen Weg wählen, um sich seiner Verpflichtungen zu entledigen – sie zu verwerfen?

Die Vereinigten Staaten, Großbritannien, die Europäische Union und Japan haben diesen zweiten Weg gewählt. Sie haben Rußlands Devisenreserven einseitig beschlagnahmt und blockiert. Das bedeutet, daß sie sich weigern, ihre Verpflichtungen gegenüber Rußland zu erfüllen.

Rußland hat diesen Ländern einen Kredit in Höhe von mehr als vierhundert Milliarden Dollar gewährt – das ist die staatliche Komponente und die eigenen Devisenreserven der Regierung – und weitere rund eine Billion Dollar, die privaten Parteien gehören, befinden sich in den Ländern der westlichen Emittenten von Weltreservewährungen.

Der Versuch, diese Gelder zu blockieren, bedeutet im Grunde einen Zahlungsausfall, aber einen Ausfall dessen, was man einem seiner Gläubiger schuldet. In der Vergangenheit nannte man dies Piraterie oder Raub.

Natürlich können diese außergewöhnlichen Maßnahmen, die völlig gegen internationales Recht verstoßen und jede denkbare Regel des Anstands sowie die Standards der Welthandelsorganisation und des Internationalen Währungsfonds verletzen, vor Gericht angefochten werden. Aber zum einen würde dies mit der staatlichen Entscheidung des Emittentenlandes kollidieren, welche die eines Piraten oder eines Räubers sein kann, wie wir gerade erleben.

Andererseits wird ihr Vorgehen das System nicht retten, denn selbst wenn die USA und ihre europäischen Verbündeten sich weigern, ihre Verpflichtungen gegenüber Rußland zu erfüllen, ist das nur ein kleiner Prozentsatz der finanziellen Verpflichtungen, die die Emittenten der Weltreservewährung gegenüber der gesamten Welt und ihren eigenen Binnenmärkten haben.

Die Welt stürzt also ins Chaos, und zwar genau nach dem Szenario, dem Negativszenario, von dem Lyndon LaRouche in seinen Prognosen vor 30 oder 40 Jahren sprach.

Damals schlug er vor, daß die Länder, die die Weltreservewährung emittieren – anstatt Finanzblasen aufzupumpen – zusammen mit ihren Partnern und anderen Ländern in den Aufbau einer globalen Infrastruktur investieren sollten, was die Kosten des Handels senken, die Effizienz der internationalen Wirtschaftsbeziehungen erhöhen und insgesamt zur Verbesserung der weltweiten Konnektivität beitragen würde. Er betrachtete die Globalisierung als einen Prozeß der Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen den Ländern und nicht als Versuch einiger Länder, andere auszubeuten.

LaRouche kritisierte die liberale Globalisierung, die heute zum Zusammenbruch des Weltfinanzsystems führt. Er schlug ein anderes Globalisierungsmodell vor, das auf den Prinzipien der physischen Ökonomie beruht: insbesondere das berühmte Projekt, das er und seine Frau Helga Zepp-LaRouche in die internationale Diskussion eingebracht haben – die sogenannte Eurasische Brücke.

Dies ist ein großartiges und interessantes Projekt, das nun nach vielen Jahren durch die chinesische „Belt and Road“ Initiative, die wir durch eine Verbindung mit der Eurasischen Wirtschaftsunion unterstützen, in die Tat umgesetzt wird.

Lyndon LaRouche blickte Jahrzehnte voraus. Er warnte die USA und ihre Partner vor dem unvermeidlichen Zusammenbruch ihrer finanziellen Expansionspolitik, bei der die Interessen der Spekulanten das nationale Interesse und die Entwicklung der Wirtschaft in den Hintergrund drängen.

Die globalen Spekulanten und die Weltoligarchie, die die monetäre Emission der Weltwährungen ausnutzen, haßten LaRouche dafür sehr. Er wurde verfolgt und mußte ins Gefängnis gehen. Er kandidierte mehrmals für das Amt des US-Präsidenten, und wenn Lyndon LaRouche zum Präsidenten gewählt worden wäre, würde sich die Welt heute stabil entwickeln. Es gäbe nicht das wachsende Chaos, es gäbe nicht die weltweiten Kriege und Provokationen, die die globale Oligarchie betreibt, um ihre Schulden zu tilgen.

Es gibt ein russisches Sprichwort: „Krieg schreibt alles ab.“ Um seine Schulden gegenüber Rußland und Europa zu tilgen, hat Washington den Krieg in der Ukraine provoziert und verschärft die Konfrontation weiter. Die Dinge haben einen Punkt erreicht, an dem Washingtons Einflußagenten ein Atomkraftwerk beschießen, um den Konflikt anzuheizen und die Grundlage für einen Zusammenstoß zwischen Rußland und der gesamten NATO zu schaffen: Eine NATO-Aggression gegen Rußland.

Der gegenwärtige albtraumhafte Moment mit dem Zusammenbruch des gesamten internationalen Rechtssystem und der internationalen Zusammenarbeit, dem Zusammenbruch des Finanzsystems, hätte vermieden werden können, wenn die Demokratische Partei LaRouche vor vielen Jahren als Präsidentschaftskandidaten unterstützt hätte. Aber leider kennt die Geschichte den Konjunktiv nicht. Oder, wie wir zu sagen pflegen: Niemand ist ein Prophet im eigenen Land.

LaRouches Stimme wurde sehr wohl gehört. Wir erinnern uns an ihn. In praktisch allen großen Ländern der Welt, die sich heute erfolgreich entwickeln – vor allem in Indien und China – gibt es Anhänger von LaRouche. Sie haben seine Gedanken und Ideen genutzt, um ihre Wirtschaftswunder zu realisieren. Es sind die Prinzipien der physikalischen Ökonomie, für die LaRouche eintrat, die heute dem chinesischen Wirtschaftswunder zugrunde liegen und die auch in den Grundlagen der indischen Wirtschaftsentwicklungspolitik enthalten sind. Die Anhänger von LaRouche in diesen Ländern üben einen fruchtbaren, sehr positiven und konstruktiven Einfluß auf die Gestaltung der Wirtschaftspolitik in diesen führenden Nationen des neuen Weltwirtschaftsparadigmas aus.

Wir sollten das schöpferische Vermächtnis von Lyndon LaRouche nicht vergessen, das die Verflechtung der heutigen Ereignissen mit ihren Wurzeln vor vielen Jahrhunderten verdeutlicht. Ich war immer beeindruckt von Lyndon LaRouches enormer Gelehrsamkeit. Er sah die parasitäre globale Oligarchie von ihren Ursprüngen her und zeichnete nach, wie diese oligarchischen Familien zunächst in Venedig vom Handel parasitierten. Dann siedelten sie sich in Holland an und bauten dort durch internationalen Handel und globale Spekulationen ihre Finanzmacht weiter aus, dann siedelten sie nach England um und übernahmen danach die Kontrolle über das politische System der Vereinigten Staaten.

Lyndon LaRouche sah die gesamte Weltgeschichte durch das Prisma des Kampfes zwischen dem Guten – den nationalen Interessen, dem Interesse an der Verbesserung des Allgemeinwohls – und den Kräften des Bösen – der Weltfinanzoligarchie, die die Entwicklung der Länder behindert, die danach strebt, spekulative Superprofite aus dem Handel und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu ziehen, und die die ganze Welt täuscht, indem sie Spekulationsblasen aufbläst und ihre Machtpositionen in den Ländern mißbraucht, in denen sie das politische System beherrscht. Wir sehen, wie die heutige US-Finanzoligarchie einen hybriden Weltkrieg entfesselt, bis hin zur Gefahr einer nuklearen Katastrophe, um ihre globale Hegemonie aufrechtzuerhalten.

Lyndon LaRouches Warnungen bewahrheiten sich. Es ist wichtig, daß diese Warnungen nicht abstrakt waren. Sie sind nicht einfach Linien auf einem Diagramm. Ich erinnere mich an die berühmte [Dreifach-]Kurve, in der er die wachsende Kluft zwischen der Größe der [realen] Weltwirtschaft und der Größe des Weltfinanzsystems aufzeigte. Er war der erste, der auf dieses Mißverhältnis hinwies, das vor 30 Jahren noch nicht so groß war; es hätte noch überwunden werden können, indem die überschüssigen Finanzaggregate in den realen Sektor – in reale Investitionsprojekte – umgewandelt worden wären. Heute ist das ein gigantischer Abgrund. Es ist heute unmöglich, Billionen von Dollar an Finanzblasen in Investitionen in den realen Sektor der Wirtschaft umzuwandeln. Dafür gibt es einfach keine Mechanismen. Nichts wurde geschaffen, weil die parasitäre Finanzoligarchie, die LaRouche haßte, die immer versuchte, ihm den Mund zu stopfen, ihn verfolgte und versuchte, ihn hinter Schloß und Riegel zu halten, schließlich ein Monopol auf die politische Macht in den Vereinigten Staaten erwarb.

Und heute nutzt sie ihren politischen Einfluß in Washington, um alle Länder der Welt zu zwingen, ihrem Willen zu gehorchen. Sie beherrscht weiterhin die Welt und übt ihre Hegemonie aus, um Superprofite aus Spekulationsgeschäften zu ziehen.

Lyndon LaRouche hat recht behalten. Heute stützen wir uns auf seine Arbeit, seine Schriften, wenn wir Vorschläge für einen sehr schnellen Übergang zu einem neuen Weltwirtschaftsparadigma machen. Wir nennen es ein integriertes Weltwirtschaftsmodell, in dem das Finanzkapital den Aufgaben der Wirtschaftsentwicklung untergeordnet wird und in dem die Prinzipien der physikalischen Ökonomie zur Geltung kommen werden. Wie wir sehen können, haben die Länder, die diesen Weg gehen, Erfolg.

Es besteht kein Zweifel, daß die herrschende amerikanische Finanzoligarchie den hybriden Weltkrieg, den sie gegen die gesamte Menschheit angezettelt hat, verliert. Es ist nur bedauerlich, daß der Preis, der dafür gezahlt werden muß, sehr hoch sein wird. Dazu gehören auch die Menschenleben, die durch den Krieg, den die amerikanische und europäische Finanzoligarchie gegen Rußland auf dem Territorium der Ukraine organisiert hat, verlorengehen. Wir müssen alle unsere Kräfte bündeln, um dieses Übel zu bekämpfen, und das kreative Vermächtnis von Lyndon LaRouche hilft dabei. Möge sein Andenken ewig leben.

Sergej Glasjew

Russischer Wirtschaftswissenschaftler; Minister für Integration und Makroökonomie in der Eurasischen Wirtschaftskommission, dem Exekutivorgan der Eurasischen Wirtschaftsunion

Aus der Festschrift 2022 zu LaRouches 100. Geburtstag