Lyndon LaRouche sprach am 17. November 2007 auf dem „Global Summit for China’s Peaceful Unification“ im Konferenzzentrum der University of Maryland in Rockville, Maryland. Die Konferenz, an der rund 300 führende Vertreter von 34 Organisationen aus 32 Ländern teilnahmen, wurde von der National Association for China’s Peaceful Unification (NACPU) veranstaltet. Es folgt eine bearbeitete Übersetzung seiner Rede.
Wie Sie wissen, befinden wir uns in einer Zeit großer Probleme in der Welt. Das weltweite Finanz- und Währungssystem ist dabei, sich aufzulösen. Und wenn nicht bestimmte Änderungen vorgenommen werden, wird sich dieser Zerfall in einem relativ kurzen Zeitraum fortsetzen. Wenn wir unser Verhalten jedoch ändern, wozu uns die Umstände zwingen werden, wenn wir überleben wollen, könnte es zu großen positiven Veränderungen in den Beziehungen der Welt kommen.
Bei allem, was wir über die Zivilisation wissen, herrschten bisher meist große imperiale Mächte, die die Landgebiete vom Meer aus kontrollierten. Mit der Wahl von US-Präsident Abraham Lincoln und der Entwicklung des transkontinentalen Eisenbahnsystems in den Vereinigten Staaten kam es jedoch zu einer Veränderung. Entsprechend machten die Vereinigten Staaten Vorstöße über den Pazifik zur Öffnung von Beziehungen zu Ländern in Asien und zu gegnerischen imperialen Kräften im Pazifik.
Jetzt ist die Zeit gekommen, dies wieder aufzugreifen. Kürzlich fanden in Rußland Treffen zur Entwicklung neuer Eisenbahnsysteme für die Welt statt, bei denen vereinbart wurde, einen Tunnel von Nordsibirien über die Beringstraße nach Nordamerika zu bauen. Ein solcher Tunnel wäre ein Eisenbahntunnel, der implizit die gesamte Welt, mit Ausnahme Australiens, durch Eisenbahnsysteme miteinander verbände.
Diese mit herkömmlichen Eisenbahnen oder mit Magnetbahnen betriebenen Systeme bedeuteten eine effiziente Verbindung zwischen den Landmassen für die binnenwirtschaftliche Entwicklung. Damit einher ginge eine neuere Entwicklung, die viele von uns sich wünschen, nämlich die Regelung der Beziehungen zwischen den beiden Teilen Koreas. Eine Wiedervereinigung Koreas bedeutete in wirtschaftlicher Hinsicht eine Verbesserung für die Bevölkerung dort, und das Wichtigste dabei sind Eisenbahnverbindungen. Wie die meisten von Ihnen wissen, hatte das koreanische Eisenbahnsystem die Form eines Jochs: Es verlief vom Süden her und teilte Korea in zwei Teile [entlang der heutigen Entmilitarisierten Zone]; eine Strecke führte nach China, die andere nach Rußland.
Diese Strecken könnten jetzt wiedervereinigt werden, was eine grundlegende Veränderung bedeutete. Denn dies wird mit der Entwicklung des Beringstraßen-Tunnels zusammenfallen, die in einer ersten Phase bis 2017, also in zehn Jahren, abgeschlossen sein soll. Durch diesen Tunnel würde ganz Eurasien mit Nordamerika und über Europa bis nach Afrika mit Eisenbahn- oder Magnetschwebesystemen verbunden sein.
Wie wir wissen, leben in China etwa 1,4 Milliarden Menschen, und die Entwicklung reicht noch nicht aus, um den Bedarf zu decken. Wir müssen neue Wege für diese Entwicklung erschließen; dazu gehören auch Rohstoffe. In Nordasien, in Rußland und den angrenzenden Ländern gibt es Rohstoffe im Überfluß. Das wird große Anstrengungen erfordern, und die Eisenbahnsysteme werden dabei helfen. Durch die Entwicklung der Eisenbahn oder der Magnetschwebebahn werden wir in der Lage sein, die Entwicklung der inneren Teile Asiens in diesen Prozeß zu integrieren. Dann könnten genügend Rohstoffe gewonnen werden, um die notwendigen Entwicklungsprozesse zu unterstützen.
Japan und China
Die Beziehungen zwischen China und Japan sind seit etwa 1894, als die Briten einen Krieg gegen China begannen, der mit Unterbrechungen bis 1945 andauerte, nicht gut. Doch jetzt befindet sich Japan in einer Situation, in der seine vitalen Interessen es erfordern, mit China zusammenzuarbeiten und ihm Hilfe anzubieten, um die wirtschaftliche Entwicklung Koreas zu unterstützen. Dies wird teilweise über Korea laufen, und wir wissen, daß Korea und Japan nicht immer befreundet waren, aber sie haben ein gemeinsames Interesse. Und diese Länder sind nicht immer freundlich zu China, aber sie haben jetzt ein vitales gemeinsames Interesse an einer Zusammenarbeit. Auch Rußland hat ein vitales Interesse an einer Zusammenarbeit.
Deshalb kommen jetzt hoffentlich die führenden Nationen Asiens mit einigen Ländern Europas und darüber hinaus zusammen, um zu erkennen, daß ihr Überleben und ihr künftiges Fortkommen von der Zusammenarbeit durch wirtschaftliche Entwicklung und Handel abhängen. Der Schlüssel dazu ist die Entwicklung neuartiger Systeme, die die ganze Welt miteinander verbinden werden. Wir werden in der Lage sein, mit dem Zug oder mit der Magnetschwebebahn oder mit Hochgeschwindigkeitssystemen jeden Ort in Europa, Amerika und Afrika zu erreichen. Dies ist besonders wichtig für hochwertige Fracht. Billige Produkte können auf dem Seeweg transportiert werden, aber das ist langsam. Aber da die Produkte billig sind und die Masse groß ist, kann man sie auf dem Seeweg transportieren. Hochwertige Produkte, Hochtechnologieprodukte, anspruchsvolle Produkte, müssen schneller transportiert werden. Sie müssen über den Landweg transportiert werden – sie werden über Hochgeschwindigkeitsfrachtsysteme befördert. Das ist die Art von Welt, in die wir eintreten.
Wenn wir uns auf der ganzen Welt um diese Art von Zukunftsvision herum vereinigen, brauchen wir keine Globalisierung. Denn mit der Globalisierung entwickelt man keine Kulturen. Die Kultur der Menschen ist alt, und die Ideen in der Kultur sind in der Geschichte der Sprache und in der Geschichte des Volkes tief verwurzelt. Daher sind die nationalen Kulturen von entscheidender Bedeutung. Doch die nationalen Kulturen dürfen durch andere Kulturen nicht geteilt werden; sie können durch Zusammenarbeit und Entwicklungsprojekte vereint werden.
Jetzt ist die Zeit gekommen, in diese Richtung zu gehen. Mein Anliegen ist es, der Regierung der Vereinigten Staaten, von der ich glaube, daß sie im Moment nicht viel wert ist, bewußt zu machen, daß sie sich in der gegenwärtigen Krise ändern muß. Nicht nur muß sie die begangenen Fehler korrigieren, sondern sie muß sich in Richtung von Dingen verändern, die funktionieren werden, von Dingen, die Lösungen für die Zukunft sind.
Leider haben die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten und Europa heute ein sehr kurzes Gedächtnis. Sie können nicht viel länger als fünf oder zehn Jahre denken – sehr kurzfristig. Wir müssen wieder lernen, in langen Zeiträumen zu denken. Die Entwicklung von Eisenbahnsystemen oder von Tunnelsystemen dauert mehr als zehn Jahre, und sie werden bereits in Angriff genommen. Es entstehen Eisenbahnsysteme von der Transsibirischen Eisenbahn bis in das Gebiet der Beringstraße, ein Gebiet, wo viele Rohstoffe unter der Erde liegen.
Diese Veränderungen sind im Gange. Aber wir müssen in Kategorien von zwei oder drei Generationen im Voraus denken. Wir müssen an den Rest dieses Jahrhunderts denken. In der heutigen Kultur dauert es etwa 25 Jahre, bis ein Mensch erwachsen ist; das ist eine Generation. Die meisten Projekte, an die wir denken, die Entwicklung der Infrastruktur und ähnliche Dinge, erfordern Investitionen von 50 Jahren. Und der Nutzen, den wir für die Menschheit dadurch erreichen werden, wird erst in hundert Jahren, in vier Generationen, eintreten. Wir müssen an die langfristige Entwicklung der Menschen, der Kultur und der Infrastruktur in den nächsten hundert Jahren denken. Diese Art Diskussion muß unter den führenden Kreisen der Nationen geführt werden, so daß wir eine Politik, ein gemeinsames Verständnis zwischen verschiedenen Völkern von gemeinsamem Interesse erreichen können.
Ich danke Ihnen vielmals.
Prof. Bao Shixin
„Das neue Konzept der Seidenstraße ist von vielen führenden Intellektuellen sehr gelobt worden. Und dieses neue Konzept versucht, neue Beiträge und Einsichten von Gelehrten und Akademikern zu absorbieren – in der Tat haben viele Menschen mit großem Wissen Beiträge dazu geleistet. Aber ich denke, für uns ist es sehr wichtig, daß wir die Vorsitzende des Schiller-Instituts, Frau Helga Zepp-LaRouche, und ihren Mann Lyndon LaRouche erwähnen.
Um das jahrzehntelange irrationale System der ,Global Governance‘ zu ändern und dieses System und die Weltordnung solider und gesünder zu machen, hatte das Ehepaar bereits in den 1990er Jahren die Idee, einen Tunnel unter der Beringstraße zu bauen sowie eine Eurasische Landbrücke zu errichten, um die Welt zu verbinden, so daß die Menschen aller Länder und Kontinente von dieser neuen Verbindung profitieren können. Gemeinsamer Wohlstand ist also die Grundlage für ein neues globales Regierungssystem.
Diese beiden würdevollen Persönlichkeiten, die zur Schaffung einer neuen Weltordnung und eines Regierungssystems beigetragen haben, haben der Rolle Chinas und Asiens bei der Schaffung einer solchen neuen Ordnung besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Frau LaRouche veröffentlichte bereits 1997 einen Artikel über die Eurasische Landbrücke als die wichtigste geopolitische Frage der Welt und hat sich sehr bemüht, China der Welt vorzustellen.
Als sie im Herbst letzten Jahres die Nachricht vom Besuch von Präsident Xi Jinping in Indonesien und Kasachstan hörte, war sie begeistert. Sie war der Meinung, daß diese neue, von Präsident Xi Jinping propagierte Idee in diesem Teil der Welt tatsächlich zu Wohlstand führen und den Lebensstandard der Menschen verbessern würde. Heute sind wir uns in der Welt einig, daß die Neue Seidenstraße nur der erste Schritt zur wirtschaftlichen Integration der Welt und das erste Licht in der Dunkelheit auf dem Weg zu einer neuen menschlichen Zivilisation ist.“
Senior Colonel (a. D.) Bao Shixiu
Professor für Militärangelegenheiten; Senior Research Fellow der Akademie der Militärwissenschaft, Beijing
Auszug einer Rede auf der Konferenz „Eine Straße, ein Gürtel“, Beijing, 5. Sept. 2014
In: EIR, 26. Sept. 2014
Prof. Ding Yifan
„Ich lernte Lyns Arbeit zum ersten Mal kennen, als ich mich mit Jacques Cheminade in Frankreich traf. Er überreichte mir Lyns Buch Was Sie schon immer über Wirtschaft wissen wollten. Das war das erste Mal, daß ich von der physikalischen Ökonomie hörte. Bei der Lektüre seiner Arbeit fielen mir einige neue Konzepte auf, wie etwa die Entropie in einer Wirtschaft. Wenn eine Wirtschaft entropisch ist, geht ihr letztendlich die Entwicklungsenergie aus. Technologische und technische Innovation ist der Schlüssel zur Aufrechterhaltung der Entwicklungsdynamik und ein wichtiger anti-entropischer Faktor.
Was Lyn uns über den entropischen Faktor in der Wirtschaft gelehrt hat, könnte auch auf den heutigen Finanzsektor zutreffen, denn anstatt die benötigten Mittel in die Realwirtschaft fließen zu lassen, wie es eigentlich der Fall sein sollte, hat der heutige Finanzsektor eine Menge Produkte erfunden, die er für sich selbst ausgibt. Das ist entropisch und verbraucht eine Menge Ressourcen.
Lyn hat viele Finanzkrisen richtig vorhergesagt, in Lateinamerika und Asien, denn wenn er eine Abweichung der Finanzinvestitionen von der Realwirtschaft entdeckte, konnte er die Gefahr kommen sehen. Deshalb hatte er in diesen Regionen großen Einfluß.
In Washington hat mich Mike Billington mit Lyndon LaRouche persönlich bekannt gemacht. Lyn erläuterte mir viel über die Entwicklung des Synarchismus in Europa und auch in der Welt. Ich habe gelernt, daß diejenigen, die die Kontrolle über jedes Land anstreben, indem sie sich in Finanzkrisen einmischen, die Gefahren des finanziellen Profits übersehen können. Indem sie andere Länder in Finanzkrisen stürzen, können diese Synarchisten am Anfang erfolgreich sein. Es mag ihnen gelingen, die Schafe zu scheren. Aber letztendlich werden sie allen Schafen das Fell abziehen, so daß sie am Ende auch die Möglichkeit der Schafschur verlieren werden.
Das ist der Grund, warum die Finanzkrisen nach mehreren Anläufen in Lateinamerika, in Asien und in Europa in den Vereinigten Staaten angekommen sind.
Lyn glaubte fest an Investitionen in die Infrastruktur. Er sagte, daß Investitionen in die Infrastruktur der wirtschaftlichen Entwicklung langfristig helfen können und daß Infrastrukturinvestitionen den Grundstein für eine gesunde Entwicklung legen können. Lyn sprach sich stets für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen China, den Vereinigten Staaten und Rußland aus, insbesondere im Bereich des Infrastruktur-Aufbaus. In diesem Sinne kann man Lyn auch als Vorläufer der chinesischen ,Belt and Road‘-Initiative betrachten.
Heute, da wir Lyns 100. Jahrestag begehen, sollten wir sein politisches Vermächtnis ernst nehmen, denn er hat gesagt, daß wir nicht durch Konfrontation, sondern nur durch die Förderung technologischer Innovation und internationaler Zusammenarbeit Fortschritt für die Menschheit erzielen können.
Wenn wir zulassen, daß die heutige Welt von denjenigen beherrscht wird, die ihre Interessen mit Kriegen und Eskalation der geopolitischen Spannungen verfolgen, werden wir in einen Teufelskreis geraten und am Ende unseren Planeten zerstören. Deshalb sollten wir aufstehen und ,Nein‘ zu diesen Kriegstreibern sagen.“
Prof. Ding Yifan
Stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts für Weltentwicklung am China Development Research Center (DRC)
Redebeitrag auf der Internet-Konferenz des Schiller-Instituts „Wie die Menschheit die größte Krise der Weltgeschichte überleben kann“, 10. November 2022